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Brauerei Engelbräu Rettenberg
Brauerei Engelbräu Rettenberg
< 350 Jahre - Wir sagen Danke!
19.10.2018 18:05 Alter: 6 yrs

Jetzt ist die nächste Generation am Zug

Hermann und Walburga Widenmayer übergeben die Führung der Familienbrauerei 2019 an ihren Neffen Felix. „Ein Glücksfall“, wie beide finden. Auch im zweiten Glied will das Ehepaar tatkräftig mit anpacken. (Von Markus Raffler)


Engelbräu`s nächste Generation

Felix, Wally & Hermann Widenmayer

350 Jahre Engelbräu – dieses markante Jubiläum ist aus Sicht der Brauerfamilie Widenmayer der ideale Zeitpunkt, um einen Generationswechsel einzuläuten: Brauereichef Hermann Widenmayer wird die Führung des Familienunternehmens Anfang 2019, wenn alle Verträge ausgearbeitet sind, an seinen Neffen Felix übergeben. Der 39-jährige Oberallgäuer ist seit 2014 Assistent der Geschäftsleitung. Der gebürtige Immenstädter kennt sich als ausgebildeter Getränkefachwirt und Biersommelier bestens mit dem Brauereifach aus.

Seit 1977 steht Hermann Widenmayer an der Spitze des Rettenberger Familienunternehmens. „Jetzt ist es an der Zeit, die Verantwortung in jüngere Hände zu legen“, sagen der 69-Jährige und seine Ehefrau Walburga, die seit dem Jahr 2000 als Prokuristin die Firmengeschicke maßgeblich mitbestimmt hat. Nachdem sich Tochter Stephanie für eine andere berufliche Karriere entschieden hatte, klopfte Hermann Widenmayer 2013 bei seinem Neffen als möglichem Nachfolger an. Aus gutem Grund: „Er hat schon als Bub in der Brauerei mit angepackt und ist von klein auf mit dem Betrieb vertraut“, erzählt der 69-Jährige.

Dann ging alles recht flott: Felix Widenmayer fand Gefallen an diesem „spannenden Terrain“. Im Juni 2014 heuerte er bei der Engelbräu an, tauchte in die Geheimnisse des Brauwesens ein und lernte den Familienbetrieb vom Sudhaus bis zur Abfüllanlage kennen. Bis er richtig ankam, vergingen zwei Jahre. „Der Wechsel war schon ein gehöriger Sprung. Die Betriebsabläufe sind extrem vielseitig und es gehört viel Verantwortung dazu“, erinnert sich Felix Widenmayer an die erste Zeit als „Junior- Bräu“. War der ausgebildete Wirtschaftsingenieur doch bis dato bei einem Nesselwanger Industriebetrieb auf der Gehaltsliste gestanden.

„Aber man wächst mit seinen Aufgaben“, sagt der 39- Jährige heute. Auch die Mitarbeiter hätten ihn schnell akzeptiert – vor allem, weil „er anpackt und nicht lange schwätzt“, wie es Hermann Widenmayer lachend formuliert. „Halt so, wie es bei uns immer schon üblich war. Da war sich keiner für irgendwas zu schade.“ Und auch die ältere Generation war mit der Schnupperphase sehr zufrieden: „Das passt, das kann etwas werden“, befanden Hermann und Walburga Widenmayer schon nach kurzer Zeit.

Seitdem lenkt das Trio die Geschicke des Unternehmens gemeinsam – und zieht trotz des Altersunterschieds bei allen relevanten Fragen am selben Strang. Wenn Felix im Lauf des nächsten Jahres die Geschäftsführung übernimmt, werden Onkel und Tante zwar ins zweite Glied rücken, sie wollen ihren Neffen aber weiter tatkräftig unterstützen. „Wir sind in den vergangenen Jahren stark gewachsen – einer allein kann das schier nicht machen“, sagt Hermann Widenmayer mit Blick auf die gut 50 Mitarbeiter und den jährlichen Ausstoß von rund 30 000 Hektoliter Bier und knapp 20 000 Hektoliter alkoholfreier Getränke. Hinzu kommen die Flaschen, die die Engelbräu im Auftrag anderer mittelständischer Brauereien in Rettenberg abfüllt.

Dass Felix Widenmayer kein ausgebildeter Brauer ist, sei kein Makel. „Wir haben zwei Braumeister, die das exzellent beherrschen“, sagt der Juniorchef. Dem angehenden Geschäftsführer ist es allerdings wichtig, die Richtung vorzugeben: „Man braucht eine klare Vorstellung, wie das Bier sein soll, aktuell etwa unser Feschtbier.“ Die Umsetzung sei dann Sache der Profis am Sudkessel.

Während er sich mit den technischen Abläufen schnell zurechtfand, blieb der Vertrieb für den 39-Jährigen bis heute eine besondere Herausforderung. „Wir haben viele verschiedene Kunden, von der Gastronmie über die Alphütten bis zum Getränkemarkt“, sagt er – „und allen wollen wir gerecht werden.“ Etwa die Hälfte der Produktion liefert die Engelbräu an die Gastronomie aus, der Rest wird über den Handel, den Heimdienst und den Direktvertrieb abgesetzt. „Als regionale Brauerei haben wir viele treue Abnehmer, die wir schon 50 und mehr Jahre beliefern“, freut sich Hermann Widenmayer, der fast alle Stammkunden persönlich kennt. Rekordhalter ist der Mohrenwirt in Kranzegg: Er wird seit 112 Jahren mit „himmlischem Bier“ bestückt.

Vor der Zukunft ist keiner der beiden Generationen bange. „Als regionale Brauerei haben wir heute mehr Chancen als früher, weil echte Wertigkeit und Bodenständigkeit hinter allem steckt, was wir machen“, betont Walburga Widenmayer. Zudem hat die Engelbräu in den vergangenen Jahren konsequent in neue Technik investiert. So wurde für mehrere Millionen Euro der Tankkeller modernisiert, wurden Abfüllung und Etikettieranlage erneuert. „Und auch künftig haben wir noch einiges vor“, kündigt der angehende Geschäftsführer an. Eine deutliche Erweiterung von Lagerhalle und Tankkeller steht dabei ebenso auf der Wunschliste wie der Neubau der Verwaltung inklusive Getränkemarkt sowie eine neue Steuerung im Sudhaus. „Das geht aber natürlich nur nach und nach“, bremst der Junior im nächsten Atemzug die eigene Euphorie.

Was zuerst angepackt werde, müsse sich noch zeigen. Das gelte auch für die Digitalisierung vieler Abläufe, in der Verwaltung ebenso wie in den Lieferfahrzeugen. Wichtig bei allem sei, dass Alt und Jung offen über ihre Vorstellungen sprechen. Und das funktioniere bei der Engelbräu reibungslos. „Ein Glücksfall halt“, sagen die Seniorchefs und strahlen.